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SZENIALE 2022 - Festival der freien Künste

Quelle: https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/szeniale-in-gelsenkirchen-28-orte-100-kuenstler-eine-idee-id236185017.html

 

GELSENKIRCHEN-ÜCKENDORF.  Zweiter Anlauf – kulturelles Leben im Quartier: Die „Szeniale“ 2022 steht bevor und mit ihr ein großer Tag für Gelsenkirchen. Was geplant ist.

Musik, Theater, Fotografie, Malerei, Poetry, Performance, Virtual Reality und Literatur – Grenzgänger, Musikliebende, Kunstschaffende und Kulturarbeiter: Nach drei Jahren Pause nimmt die „Szeniale“, das Festival der freien Künste, am kommenden Samstag, 20. August, einen zweiten Anlauf – und sich gleichzeitig vor, im Quartier Ückendorf und weit darüber hinaus Großes zu schaffen. Das Leitmotiv, so einfach wie komplex: „Nebenan beginnt die Welt“.

Szeniale Gelsenkirchen: 100 Künstler, 28 Spielorte – eine Idee

28 Spielorte, 100 Künstlerinnen und Künstler werden an 13 Stunden dieses Samstags die Straßen, Plätze, Ateliers, Hinterhöfe und auch die öffentlichen Gebäude bespielen, den Süden der Stadt zu einem einmaligen Spielort machen, Anstoß geben und Perspektiven für Veränderung aufzeigen. „Der Fokus liegt auf den nachbarschaftlichen Beziehungen“, erklärt Festivalleiter Christoph Lammert im Vorfeld, darauf, auch mal über den Tellerrand zu schauen, mit der Erkenntnis, dass es auch direkt an der nächsten Tür neue Impulse geben kann. Das Kreativ-Quartier Ückendorf als Gestaltungsraum für Kunst und Kultur – ein „Wesensmerkmal gelingender Gesellschaft“, wie Lammert es nennt. Und das alles ist: fußläufig erreichbar.

Der „Szeniale“-Schwerpunkt liegt bei Begriffen, die eigentlich unser aller Tun und Wirken beeinflussen, prägen, weit über Kunst und Kultur hinaus: Achtsamkeit, Nachhaltigkeit, Verantwortung, Nachbarschaft. Und doch sollen diese Themen einmal mehr in den Fokus gerückt werden – gerade weil es wichtig ist, sich ständig, sich weiterhin damit auseinanderzusetzen. Kulturdezernentin Anne Heselhaus lobt, dass der „soziale Friede mitgedacht wurde“, das Bündeln von Kräften habe sich mehrfach gelohnt. „Die ,Szeniale’ und das Programm zeigen, wie viel Gelsenkirchen zu bieten hat.“

Die Nachhaltigkeit setzt die „Szeniale“ direkt praktisch in Form einer Neuerung um: Ein Programm in gedruckter Form wird es in diesem Jahr nicht geben. In der Vergangenheit habe man die Erfahrung gemacht, dass etliche der über 3500 Programmhefte nicht genutzt worden seien, erinnert Christoph Lammert. „Es gibt Dinge, die notwendiger sind“, sagt er auch.

 

„Szeniale“ Gelsenkirchen: Das Programm gibt’s für Besucher in Form einer App

 

Und wie soll es also dann gehen? Mit Hilfe einer web-basierten App, die sich jeder „Szeniale“-Besucher auf sein Smartphone laden kann. Die begeistert – auch aufgrund ihres aufwendig gestalteten Inhalts – bei der Handhabe: Portraits über sämtliche Künstler sind dort zu finden, dazu das Programm, aber auch die einzelnen Spielorte (drei von ihnen sind sogar auf privatem Grund und Boden) und die Möglichkeiten, einzukehren.

 

Das ist auch so eine Nachhaltigkeits-Sache: Ganz bewusst verzichtet die „Szeniale“ darauf, ein zusätzliches gastronomisches Konzept aufzufahren – schließlich gibt es im Quartier ausreichend Möglichkeiten, angeboten durch die ortsansässigen Bars, Restaurants, Cafés und Trinkhallen.

 

Und die Künstler? Sie erwarten mit Spannung und voller Vorfreude den „Szeniale“-Tag. Da ist Laetitia Stengel, die junge Musikerin aus Dorsten, die auf ihre eigene Art verschiedene Popsongs in der Brotfabrik interpretieren wird. Dabei wird sie unterstützt von ihrer Band. Laetitia Stengel hatte bereits die Chance, Solo-Auftritte im Musiktheater im Revier oder bei der Neuen Philharmonie Westfalen zu absolvieren.

 

„Szeniale“ in Gelsenkirchen: Diese Künstlerinnen und Künstler treten auf

 

Da wäre auch Julian Rybarski, der nicht nur mit seiner von ihm im Jahre 2006 gegründeten Mädchen-Musik-Akademie bei der „Szeniale“ präsent sein wird, sondern in der Heilig-Kreuz-Kirche auch mit seiner Band, dabei Gitarrenpop mit „Einsprengseln von klassischer Rockmusik, Blues, Americana und modernem Indie-Feel“ abliefernd. Mit dabei ist auch Michael Gees, der es als „Freude und Privileg“ empfindet, bei der diesjährigen „Szeniale“ und in der Nicolai-Kirche musizieren zu können. Der Komponist, Pianist und Improvisator kommt mit „Zukunftsmusik“ ins Viertel.

 

Günter Scholten, der Bochumer, ist ein Grenzgänger – er war an und von Anfang bis Ende auf der Stadtgrenze von Gelsenkirchen und Bochum unterwegs. Seine Arbeiten zeigen, wie belanglos diese Grenze sei und wie viel Belang sie gleichzeitig habe. Die Präsentation von Katherine Tinteren-Klitzke findet unter dem Titel „Bochum Hbf“ einen Platz bei der „Szeniale“ 2022. Ganz nach dem Leitmotiv „Nebenan beginnt die Welt“ zeigt sie, um was es ihr geht: um „Abfahrt und Ankunft, Ausgangspunkt und Ziel“.

 

Norbert Labatzki kommt ebenfalls nach Ückendorf und stellt mit seiner Arbeit große Fragen: „Was ist aus dem Zusammenhalt im Ruhrgebiet geworden? Wo geht das Ruhrgebiet hin? Wer versteht sich noch als Arbeiter?“ – seine literarische Revue präsentiert ein Stück Stadt- und Heimatgeschichte.

Diese Sechs, sie stehen stellvertretend für all die anderen Künstler, Kulturmacher, die die „Szeniale“ 2022 zu einer Bühne der Nachbarschaften werden lassen, die ein Festival ausmachen, bei dem es um die Vielfalt des Lebens geht, um die Begegnung von Kunst und Kultur, schlicht: um die Begegnung von Menschen.

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