Er kam, sah und sammelte: Torsten Sträter stemmte seinen wahrlich lang erwarteten Auftritt zur Spendengala „Straßenfeuer“ im ausverkauften Hans-Sachs-Haus. 700 Gäste hatten ihre Eintrittskarten über die Corona-Zwangspause und auch ihre Spendenfreude für „Warm durch die Nacht“ und „Arzt mobil“ bewahrt. Der bärtige Comedian mit der Mütze bestritt die zweite Hälfte des bunten Programms und hatte eine ungewöhnliche Überraschung in der Hinterhand.
Norbert Labatzki als Multitalent in Gelsenkirchen
Die 7. Benefiz-Veranstaltung blieb in den Auflagen der Corona-Schutzbestimmungen zweimal hängen, trotzdem waren die Befürchtungen von Organisator Norbert Labatzki grundlos. Der Saal wurde voll, die Besucher hatten sich ihre Tickets warm gehalten, und auf der Bühne zündete der Multi-Instrumentalist die vielseitige Show unter dem „Straßenfeuer“-Thema.
Im Foyer hatten „Warm durch die Nacht“ und „Arzt mobil“ ihre Info-Stände aufgebaut, dazu präsentierte Ines Legewie vom Gelsenkirchener „Atelier im Hinterhof“ ihre aktuellen Sonnenblumen-Stelen und zeigte Fotograf Alexandros Ahmet die „Terrakotta-Armee der Stadtnomaden“.
Dankeschön an eine „tolle Stadt“
Im Interview mit dem gut aufgelegten und vor allem unaufgeregten Moderator Frank Bürgin war es Petra Bec ein echtes Herzensding, für „Warm durch die Nacht“ ein Riesendankeschön loszuwerden: „Egal, welche Krise gerade ist, seit acht Jahren zeigen hier alle eine tolle Solidarität. Allein könnten wir das einfach nicht. Gelsenkirchen ist eine tolle Stadt.“ Deshalb plant sie mit ihrem Team in diesem Jahr auch eine Weihnachtsfeier für die Obdachlosen und freute sich über den verstärkten „Schulterschluss“ mit „Arzt mobil“.
Denn der Hilfsverein, erzählte Karin Schneider, die psychologische Beraterin bei „Arzt mobil“, könnte schon dringend ein neues Fahrzeug gebrauchen. „Mit dem alten Auto kommen wir nicht mehr in alle Lücken“, schilderte sie und lud in der Pause zur Besichtigung des Transporters ein.
Bandonion, Saxophon und Kontrabass
Bis dahin hatte Norbert Labatzki mit Gitarre und Saxophon im Terzett mit Kontrabassistin Anke Göntgen und Bandonion-Spielerin Toma Neill, außerdem in den Reihen des letzten Bandonion-Ensembles aus Essen mit einer Revue aus Arbeiterliedern und Tango-Klängen (Gesang: Gabi Beckenbach im herrlichen 20er Jahre-Stil) eine breite Palette aufgefächert.
Es blieb unterhaltsam auch bei der Versteigerung des Seidenbildes „Die große Schiebung“ der Salzburg-Gelsenkirchener Künstlerin Jutta Altmeier. Bescheiden hatte sie gebeten, die Auktion bei 50 Euro zu starten. Aber Labatzki und Bürgin trieben die Gelsenkirchener bis zum Hammer-Gebot von schließlich 1250 Euro für den guten Zweck - geboten von Mitgliedern des IntUV, dem Internationalen Unternehmerverband.
Noch einmal Thema Bielendorfer
Emschertainment-Geschäftsführer Helmut Hasenkox hatte vorab noch geheimnisvoll orakelt, dass Stargast Torsten Sträter „eigentlich nur ein bisschen spielen will, aber jetzt will er den Erlös auch noch mal deutlich steigern,“ und damit die Gäste neugierig gemacht. Selbst leicht erkältet und dankbar für ein Taschentuch aus dem Publikum („sogar ein Markenprodukt“) feuerte der dann ein atemberaubendes Stakatto ab. Seitenhiebe verteilte er mit sorgsam geschliffenen Worten und lokalem Bezug „dass Kollegen wohl in Schwierigkeiten kommen, wenn sie schlecht über Gelsenkirchen sprechen“, schmunzelnder Verweis auf „Basti“ Bielendorfers Pauschal-Verriss von Gelsenkirchen und die verstimmte Reaktion von OB Karin Welge.
Nächte in der „Fledermaus“ bei Batida-Kirsch
„Da muss man nicht so dünnhäutig sein“, empfahl der in Waltrop wohnende Wortakrobat, „gerade im Florenz des Ruhrgebietes“, in dem er turbulente Nächte in der lange geschlossenen legendären Diskothek „Fledermaus“ verbracht haben muss. „Bei Batida-Kirsch“, gestand er, und kommentierte die Schließung der „Fledermaus“ mit „das ist würdig“.
Was bei ihm nicht würdig wegkam und deswegen auch durch die Sträter’sche Wortmangel lief: Impf-Gegner mit abstrusen und abseitigen Gründen („Danke. Will ich gar nicht hören.“), Ausbeutung auf Autobahn-Raststellen, und Silvesterböllerei. „Ist klar: Hackendicht und Sprengstoff in der Hand“. Und sein schlichter Tipp, um die Covid-19-Ansteckungsgefahr im Supermarkt zu senken: „Einfach noch ‘ne Kasse aufmachen.“
Die Spendenkasse des Abends hatte er dann mit einem ungewöhnlichen Stück im Visier. Sträter gab die massive Bartaxt, sein erster Preis beim Passauer „Scharfrichter“-Kleinkunstwettbewerb 2012, zur zusätzlichen Versteigerung bei der „Straßenfeuer“-Spendengala frei. Passend zum Objekt ließ er bei 500 Euro die Gebote starten und konnte am Ende bei 1600 Euro (geboten von Martin Rinke, Schalker Sportpark) und dem Zuschlag auch noch versprechen: „Die bring’ ich persönlich vorbei.“
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