So viel Andrang wie selten zuvor herrschte am Samstag beim Theaterfest, mit dem das Gelsenkirchener MiR die neue Spielzeit eröffnete.
„Endlich!“ Der Ausruf in der Arie aus Johann Strauß’ Operette „Eine Nacht in Venedig“, mit Verve gesungen vom Gelsenkirchener Opernchor, stand programmatisch für die Stimmung eines ganzen Tages. Endlich geht sie wieder los, die Spielzeit am Musiktheater im Revier (MiR). Und das traditionsgemäß mit einem großen Theaterfest im und rund ums Opernhaus. Vorhang auf: Bei hochsommerlichen Temperaturen läutete das MiR am Samstag das Ende der Sommerpause ein und Hunderte von Besucherinnen und Besuchern feierten, klatschten und tanzten begeistert mit.
Andrang im Gelsenkirchener Musiktheater war so groß wie selten zuvor
Selten war der Andrang schon in der Mittagszeit so groß wie diesmal. Auf den Bierbänken draußen blieb kaum ein Platz frei, als die Tänzerinnen und Tänzer der MiR Dance Company temperamentvoll übers Pflaster rockten. „Ein Auftakt nach Maß“, freute sich auch MiR-Geschäftsführer Tobias Werner über den enormen Zuspruch, als Generalintendant Michael Schulz und OB Karin Welge im gut besetzten Großen Haus das Theaterfest und die neue Saison gemeinsam offiziell eröffneten.
„Wir waren alle auf Turkey“, beschrieb Welge die kulturellen Entzugserscheinungen in der Theaterpause. Sie lud vor allem auch die Menschen ein, die sich nach der langen Corona-Zwangspause bisher noch nicht wieder zum Besuch von Vorstellungen aufraffen konnten: „Überwinden Sie Bequemlichkeit und Müdigkeit, gehen Sie raus und genießen die Kultur“, rief die OB der Stadtgesellschaft entgegen.
MiR-Opernchor gab einen Ausblick auf Operette „Eine Nacht in Venedig“
Einen ersten, wohlklingenden Ausblick auf kommenden Genuss servierte der unter der Leitung von Alexander Eberle gut einstudierte MiR-Opernchor mit Ausschnitten aus dem leichtfüßig-walzerseligen Strauß-Klassiker „Eine Nacht in Venedig“. Die komödiantische Operette feiert am 25. November Premiere in der Regie des Hausherrn Michael Schulz. Der moderierte auch das Potpourri aus der Operette, „die vor allem die Stärke der Frauen besingt“. Zu seiner Sicht auf das Werk verriet der Regisseur nur so viel: „Es spielt in einem etwas anderen Venedig.“ Ein Stück für Gourmets auf jeden Fall, wie das vom Chor geschmackvoll vorgetragene Lied „Frutti di mare“ demonstrierte.
Während die einen den satten Chorgesang im Theatersessel genossen, lauschten die anderen im Foyer feinsten Opernarien bei duftendem Kaffee und Kuchen. Beim „Hör.Genuss“, einer sonst im Kleinen Haus angesiedelten Veranstaltungsreihe, gaben sowohl bekannte Opernlieblinge als auch neue Ensemblemitglieder eindrucksvoll ihre Visitenkarte ab.
Überraschend viele Gäste wollten auf der Bühne mittanzen
Die Reihe „Tanz.Mit“ zählt längst zu den besonders beliebten Projekten von Company-Chef Giuseppe Spota. Im Großen Haus zelebrierten die 15 Tänzerinnen und Tänzer zunächst eine fröhlich-schwungvolle, von sommerlicher Leichtigkeit inspirierte Choreographie im Samba-Rhythmus, dann lud Spota die Menschen im prall gefüllten Parkett zum Mittanzen auf die Bühne ein. Und unfassbar viele Besucher – vom Kind bis zum Senior – trauten sich tatsächlich auf die Bretter und folgten Spotas Anweisungen: „Linkes Bein, rechtes Bein, eins, zwei, drei, vier.“
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Im Foyer stellten sich derweil drei Mitglieder des neuen Publikumsbeirats im Gespräch mit Chefdramaturg Rüdiger Schillig vor. Warum sie sich dort engagieren, erklärte Dieter Hawerdt so: „Wenn das Musiktheater nicht wäre, wäre die Stadt tot.“ Und Sonja Gerlings: „Mir ist es wichtig, dass das Haus für alle attraktiv ist und dass wir noch mehr Menschen für eine noch höhere Auslastung erreichen.“ Ein Ziel hat der Publikumsbeirat bereits erreicht: Die Gastronomie bleibt an einigen Tagen auch nach den Vorstellungen geöffnet. Dann laden „Bargespräche“ zum Austausch ein.
An der Theaterkasse griffen viele Schnäppchenjäger zu
Neben künstlerischen Kostproben richtete sich der Fokus auch auf Information. Im Eingangsbereich präsentierten sich zum Beispiel der Förderverein „fmt“, die Neue Philharmonie Westfalen und das „New Colours“-Festival. Die Theaterkasse war den ganzen Tag über stark belagert, Kartenkäufer sicherten sich schon mal die besten Plätze zu teils rabattierten Preisen.
Reißenden Absatz fanden auch diesmal wieder die ausrangierten Kostüme vergangener Produktionen. Ob Uniformen für die Herren oder edle Roben für die Damen: Die Garderobenständer waren stets dicht umlagert. Der Hit bei den Kleinsten: blaue Luftballons. Schaulaufen mit T-Shirts hieß es für nahezu alle Opernhaus-Mitarbeiter: Sie präsentierten die neue MiR-Kollektion, die in Kooperation mit dem jungen Unternehmen „thisisgelsen“ entwickelt wurde.
Weitere Daten und Fakten
Wie Sehbehinderte und Blinde die Oper erleben, das demonstrierte Dramaturgin Hanna Kneißler im komplett abgedunkelten Saal. Das Musiktheater gilt als Pionier in Sachen „Höroper“.
Am Abend schließlich begeisterte ein letztes Mal die beliebte „Fifty-Fifty“-Show das Publikum. Wem nach noch mehr Einstimmung auf die nächste Spielzeit zumute ist: An diesem Samstag, 26. August, steigt ab 19 Uhr die Eröffnungsgala ins Große Haus. Karten dafür gibt es bereits an der Theaterkasse oder unter: 0209 40 97 200.
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